Emotional instabil und Borderline - Verlustängste überwinden

Florian Friedrich • 27. März 2023

Angst vor Einsamkeit, Alleinsein und vor dem Verlust von Menschen

Die Borderline-Störung ist eine weit verbreitete Persönlichkeitsstörung und stellt ein komplexes Krankheitsbild dar. Borderline kann anhand verschiedener Verhaltensweisen und bezeichnender Persönlichkeitszüge diagnostiziert werden.

Ein Kriterium für eine Persönlichkeitsstörung mit Borderline ist „Verzweifeltes Bemühen, reales oder imaginäres Alleinsein zu verhindern“. Doch was heißt das eigentlich genau?

In meinem jungen Erwachsenenalter hatte ich leichte Züge von Borderline, d.h. eine Borderline-Akzentuierung. In diesem Artikel möchte ich hier die Angst vor dem Verlassenwerden anschaulich erläutern.


Menschen, die unter Borderline leiden und emotional instabil sind, haben massive Ängste, verlassen zu werden. Lesen Sie in diesem Artikel, wie Sie Verlustängste überwinden können.

Borderline und emotional instabil: Verlustängste überwinden

Todesängste vor Verlust von Liebespartner*innen

Eines der Hauptmerkmale von Borderline ist die massive Angst vor dem Alleinsein oder vor dem verlassen-Werden. Diese Verlustängste können ins Unermessliche ansteigen und sich irgendwann wie Todesangst anfühlen.

 In meinen schlimmsten Zeiten hatte ich im Alter von Mitte 20 Jahren das Gefühl, ich könnte es nicht überleben, wenn ich verlassen werde. Kleinigkeiten, etwa wenn mir jemand in einer Liebesbeziehung länger nicht auf eine SMS geantwortet oder mich nicht sofort zurückgerufen hatte, haben diese Angst bereits getriggert. Diese Angst hat sich in meinem Fall schleichend aufgebaut (bei vielen Menschen, die unter Borderline leiden, schießt sie auch sofort auf 100 Prozent) und ist irgendwann im Laufe von Stunden so stark geworden, dass sie sich existentiell bedrohlich angefühlt hat und meinen ganzen Körper in den Kampf- oder Fluchtmodus versetzte. Das Körpergefühl war für mich, als ob sich in meinem Magen und um mein Herz eine Schlinge aus Draht immer enger zusammenzieht und mir die Luft abschnürt. Die Angst war dann auch ein somatischer Schmerz. Zugleich wurde ich zitterig und hibbelig.
Ich habe dann vergebens versucht, gegen diese Angst anzukämpfen und sie zu verdrängen, was mich aber nur erschöpft hat. Der Verlust des Anderen hat damals für mich bedeutet, jeden inneren Halt zu verlieren. Es war für mich ein Gefühl, als ob ich es nicht überleben könnte.
 
Damals wusste ich noch gar nichts von Borderline und war der Verlustangst hilflos ausgeliefert. Mein schlechter Umgang mit meiner Angst hat dann sekundär noch zu einem Gefühl der Hilflosigkeit geführt, manchmal auch zu Hass gegen die Menschen, die nicht sofort auf meine SMS geantwortet haben. Als männlich sozialisierter Borderliner habe ich den Hass nicht gegen mich selber gerichtet, sondern manipulativ und psychisch gewaltsam gegen andere Menschen.

Filmtipp: "dasbewegt!: Wie lebt es sich eigentlich mit Borderline?"

In diesem Video wird erklärt, was ein Leben mit Borderline oder als emotional-instabile Persönlichkeit bedeutet und wie immens das Leiden und die Not der Betroffenen sind.

Skills und Ressourcen im Umgang mit Verlustängsten

Heute weiß ich als Psychotherapeut, dass man mit dieser Angst gut leben kann und dass es hilfreiche Skills gibt, wie etwa harmlose Schmerzreize, eiskaltes Duschen, Chilischoten in den Mund nehmen, welche die innere Anspannung senken können. Auch das bewusste Annehmen der Angst (radikale Akzeptanz) kann sehr hilfreich sein und das immer wieder Aushalten der Angst sowie das distanzierte Beobachten. Dabei handelt es sich übrigens um Meditationstechniken, die speziell für Menschen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung adaptiert wurden. Menschen mit Borderline können dann in einer Psychotherapie lernen, dass die Emotion der Angst ausgehalten werden kann und die Emotion allein nicht tötet. „Schmerz tötet nicht“.



Manipulationen, Selbstaufgabe und zu rasches Beenden von Beziehungen

Die Verlustangst ist so groß, dass Menschen dann alles tun, um nicht verlassen zu werden. Dies geht von manipulativem Verhalten bis hin zur totalen Selbstaufgabe, aber auch bis zur Flucht nach vorne (etwa rasch eine Partnerschaft beenden, wenn die Angst zu groß wird, nur um nicht verlassen zu werden). Dies meint das „verzweifelte Bemühen“.


Imaginäres Alleinsein“ bedeutet, dass die Angst auch dann sehr stark wird, wenn ich nur daran denke, dass ich verlassen werden könnte. Geht etwa der/die Partner*in nicht ans Handy, dann kann das schon ein imaginäres Alleinsein auslösen und zu tiefer Verzweiflung, Ohnmacht und schwersten Verlustängsten führen.

Liebeskummer - was kann ich dagegen tun, wie werde ich ihn los?
von Florian Friedrich 28. Juli 2025
Gibt es Tricks und Tipps, wie ich meinen Liebeskummer schneller loswerde? Nein, Liebeskummer kann man nicht einfach mal schnell loswerden. Dagegen kann ich wenig tun, aber ich kann trotzdem viel für mich selbst tun und eine gute Selbstfürsorge entwickeln, die ich gerade in schwierigen Zeiten benötige. Lesen Sie in diesem Artikel, was Sie alles machen können, wenn Kummer und Schmerz Sie plagen. Ich biete psychologische Hilfe, Beratung und Psychotherapie in Salzburg, Wien, Hamburg und Berlin an, wenn Sie unter schwerem Liebeskummer leiden - auch online.
Trans*idente/transsexuelle/transgender Eltern und ihre Kinder
von Florian Friedrich 28. Juli 2025
Was muss ich im Umgang mit meinen Kindern beachten, wenn ich als Vater* oder Mutter* trans* bin? Lesen Sie in diesem Beitrag Tipps für den Umgang mit Ihren Kindern, wenn Sie als Elternteil trans* (transident, transsexuell, transgender, divers, genderfluid, non binär) sind. Ich biete Familienberatung und Familientherapie für trans*idente, transsexuelle und transgender Eltern und ihre Kinder an.
HIV oder AIDS - Was ist der Unterschied - psychologische Hilfe
von Florian Friedrich 28. Juli 2025
Was ist HIV? Was ist AIDS? AIDS ist das Endstadium von HIV. Die Krankheit AIDS entwickelt sich also aus einer HIV-Infektion, d.h. man hat nicht sofort nach einer Ansteckung mit HIV auch AIDS. Erfahren Sie in diesem Beitrag, was der genaue Unterschied zwischen HIV und AIDS ist.
Burnout, Erschöpfung und Stress - psychologische Hilfe
von Florian Friedrich 28. Juli 2025
Meine Hilfe in Salzburg, Wien, Hamburg und München Was ist Burnout? Herbert Freudenberger hat 1974 den Begriff „Burnout“ verwendet. Burnout gilt als eine Volkskrankheit, d.h. sehr viele Menschen entwickeln im Laufe ihres Lebens zumindest einmal ein Burnout-Syndrom. Burnout ist keine Modediagnose, wird aber heute häufiger erkannt als früher, weil unsere Gesellschaft sensibilisierter dafür ist als in vergangenen Zeiten. Ich biete in Salzburg, Wien, Hamburg und München psychologische Hilfe, Psychotherapie und Supervision an, wenn Sie unter Burnout, Erschöpfung und Stress leiden.