Autismus, Asperger und trans*ident - Supervision

Florian Friedrich • 12. Februar 2024

Supervision für Psycholog*innen, Psychotherapeut*innen und Gutachter*innen in Salzburg / Wien / Hamburg

Menschen, die sich im Autismus-Spektrum (ASS) befinden sind überdurchschnittlich häufig trans*(transident, transgender, transsexuell, non binär, divers). Dies kann Gutachter*innen, Psycholog*innen, Psychiater*innen und Psychotherapeut*innen verunsichern, wenn sie Gutachten und Stellungnahmen für hormonelle und chirurgische Maßnahmen verfassen müssen. Immerhin sind sie ja haftbar, wenn sie ihre Sorgfaltspflicht verletzen und ihre Patient*innen nach hormonellen oder chirurgischen Maßnahmen wieder zurück in ihr biologisches Geschlecht möchten (Detransition). Viele verweigern dann defensiv und aus der Angst heraus vorschnell ein positives Gutachten.


Ich biete Supervision und Coaching für Helfer*innen an, die mit Personen arbeiten, die von Autismus oder Asperger betroffen und die zugleich trans*ident sind.

Autismus und transsexuell / non binär - Supervision

Trans*geschlechtlichkeit und Geschlechtsinkongruenz

Die Begriffe trans*gender oder trans*geschlechtlich beschreiben ein breites Spektrum von Menschen, die sich nicht mit dem Geschlecht und der Geschlechterrolle identifizieren können, die ihnen bei der Geburt zugewiesen wurden. Dieses nicht-Übereinstimmen nennt man auch Geschlechtsinkongruenz oder Geschlechtsdysphorie.


Die Kombination von Autismus und trans*Identitäten ist recht häufig, allerdings noch immer schlecht erforscht oder sogar tabuisiert, da Menschen mit ASS oft unterstellt wird, sie hätten ohnehin eine gestörte Sexualität bzw. geschlechtliche Identität. Hierbei handelt es sich um ein Vorurteil.

In meiner Praxis lerne ich nämlich immer wieder Personen mit ASS und schwerem Autismus kennen, die ganz deutlich spüren, dass sie trans* sind.


Menschen mit ASS setzen sich kognitiver, sachlicher, analytischer und unaufgeregter mit ihrer Geschlechtsdysphorie auseinander. Viele ordnen sich auch irgendwo auf dem breiten Kontinuum zwischen männlich und weiblich ein (non binär bzw. genderfluid) und verweigern die Kategorien von männlich und weiblich. Binarität ist einigen von ASS Betroffenen weniger wichtig als neurotypischen Personen.

Dabei sind ihnen die Fragen der Außen- und Fremdwahrnehmung weniger bedeutsam.


Asperger, Autismus und trans*Identitäten treten oft zusammen auf

Etwa drei bis 26 Prozent aller Personen mit Geschlechtsinkongruenz befinden sich im Autismus-Spektrum. Autistische Menschen berichten oft von gendervariantem Verhalten und Erleben. D.h. sie erleben und identifizieren sich nicht ausschließlich als transsexuell, sondern spielen vielmehr mit den Geschlechterrollen und fühlen sich irgendwo zwischen dem männlichen und dem weiblichen Pol.

Menschen mit ASS passen sich weniger an gesellschaftliche Normen an, da sie nicht so empfänglich für diese sind. D.h. sie sind unabhängiger von Geschlechterstereotypen und Vorurteilen und leben mehr ihr Eigenes als Neurotypische, die sich viel mehr Sorgen um Normen und gesellschaftliche Ideale machen. Was mir als Psychotherapeut auffällt ist, dass Menschen mit Asperger und Autismus viel weniger narzisstisch und histrionisch bzw. hysterisch sind als ihre Mitmenschen.


Bei dieser Unabhängigkeit von gesellschaftlichen Normen handelt es sich um eine wertvolle Ressource, welche es Personen mit ASS leichter macht, zu ihrer Geschlechtsidentität bzw. trans*Identität zu stehen. Das innere Coming-Out wird ihnen dadurch einfacher gemacht, aber auch das Auftreten in der Öffentlichkeit im Wunschgeschlecht.


Übrigens: Menschen mit Autismus sind nicht nur häufiger trans*, sondern auch schwul, lesbisch, bisexuell und queer. Das Autismus-Spektrum ist sehr breit, bunt und vielfältig, wenn es um sexuelle Identitäten und Orientierungen geht.

Allerdings hat diese Diversität nicht nur Vorteile, sondern birgt auch ein hohes Risiko der Diskriminierung und Stigmatisierung in sich, da von ASS Betroffene oft mehreren Minderheiten gleichzeitig angehören. Auf diese Weisen werden sie nicht nur deshalb gemobbt oder diskriminiert, weil sie nicht neurotypisch sind, sondern auch wegen ihrer tran*Geschlechtlichkeit. Immer wieder lerne ich in meiner Praxis Menschen mit ASS kennen, die deswegen unter Posttraumatischem Stress leiden.

Umso wichtiger ist es, die trans*Identität und Geschlechtsdysphorie von Personen mit Asperger und Autismus als Psy-Beruf ernst zu nehmen.

Film: "Wenn die Geschlechtsangleichung nicht glücklich macht"

Detransition bedeutet, dass Menschen nach ihrer Transition wieder in ihr biologisches Geschlecht möchten. Da hormonelle und chirurgische Maßnahmen meist irreversibel sind, ist dies nicht immer möglich.


Klinische Diagnostik bei "F64.0 Transsexualismus" und Autismus / Asperger

Klinisch und diagnostisch ist es schwierig, zu differenzieren, ob sich eine Person mit ASS als trans* definiert weil sie

  1. sich dadurch ihr Anderssein als neurotypische Menschen besser erklären kann,
  2. dies tatsächlich ihrem inneren Identitätserleben und authentischen Spüren entspricht.


Zu Punkt 1: Hier liegt keine echte Geschlechtsinkongruenz bzw. trans*Identität vor, weshalb hier die Gefahr der Detransition besteht. Vielmehr fixiert sich der Mensch mit Autismus kognitiv und rational auf die für ihn hilfreiche Erklärung, trans* zu sein. Dabei sollten hormonellen und chirurgischen Maßnahmen nicht vorschnell zugestimmt werden. Ein vorschnelles Zustimmen aus einer politisch korrekten oder falsch-transaffirmativen Haltung heraus wäre ein Kunst- und Behandlungsfehler, der unsere Sorgfaltspflicht verletzt. Wenn es sich für uns als Gutachter*innen in der Gegenübertragung falsch anspürt, ein positives Gutachten auszustellen, dann sollten wir unser Bauchgefühl beachten und der betroffenen Person noch Zeit geben. Freilich sind Fehler und Irrtümer nie ganz auszuschließen.


Zu Punkt 2. Hier können ohne Bedenken positive Stellungnahmen bzw. Gutachten verfasst werden, damit die Person mit ASS ihre körperliche Transition beginnen kann. Oft spüren wir als Therapeut*innen oder Gutachter*innen in unserer Resonanz bzw. konkordanten Gegenübertragung, dass das trans*idente Erleben für die betroffene Person authentisch, personal, stimmig und echt ist.

Es geht hierbei nicht darum, alles nachvollziehen zu können. Ich selbst kann es nicht nachempfinden und nachvollziehen, wenn etwa ein Mann zur Frau werden möchte, zugleich aber seinen/ihren Penis und seine/ihre Hoden bewahren will.

Viel wichtiger ist es an dieser Stelle, dass wir unsere eigenen Resonanzen radikal ernst nehmen. Auf diese Weise können wir mit unserer Empathie fühlen, wie gut es unseren Patient*innen und Klient*innen tut, wenn sie in ihrem Wunschgeschlecht oder irgendwo in dem binären Kontinuum leben können und ihr Eigenes immer mehr nach Außen strahlt.

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