Was ist das Seitenmodell in der Hypnosystemik?
Ein wesentlicher Baustein im hypnosystemischen Ansatz
Das Seitenmodell von Gunther Schmidt ist ein Kommunikations- und Reflexionsmodell aus der systemisch-lösungsorientierten Kurztherapie und dem Hypnosystemischen Ansatz. Es dient dazu, innere Anteile einer Person übersichtlich darzustellen und besser mit ihnen zu arbeiten. Schmidt nutzt das Modell u. a. zur Utilisation, zur Ressourcenaktivierung und zur Entscheidungsfindung.
Grundidee
Ein Mensch besteht nicht aus einem einheitlichen Ich, sondern aus verschiedenen „Seiten“ (inneren Anteilen), die in unterschiedlichen Situationen aktiv werden. Diese Seiten können diverse Bedürfnisse, Gefühle, Überzeugungen und Handlungstendenzen haben.
Das Seitenmodell macht sichtbar:
- Welche inneren Seiten gerade präsent sind
- Welche Anteile im Konflikt stehen
- Welche Seiten Unterstützung, Würdigung oder Halt brauchen
- Welche Ressourcen-Seiten gestärkt werden können

Aufbau des Modells
Typischerweise werden mehrere Seiten unterschieden, z. B.:
- Problemseite – die Seite, die belastet ist, Symptome zeigt oder Schwierigkeiten benennt.
- Lösungs- oder Zielseite – die Seite, die weiß, was eigentlich gewünscht ist.
- Beobachtungsseite – eine distanzierte, wertschätzende Meta-Perspektive; zentral in der Hypnosystemik.
- Positive Absicht der Seiten – jede Seite wird als hilfreich gedacht (systemische Grundhaltung: Alle Seiten haben eine positive Funktion).
- Ressourcenseiten – Kompetenzen, innere Stärken, Unterstützerfiguren.
Im therapeutischen Dialog werden diese Seiten räumlich oder symbolisch angeordnet und angesprochen – oft körperlich im Raum oder imaginativ.
Wozu dient das Seitenmodell?
- Innere Konflikte klären (z. B. „Ich will etwas tun, aber eine andere Seite bremst mich“).
- Symptome würdigen, statt sie zu bekämpfen.
- Selbststeuerung stärken: Über die Beobachtungsinstanz kann man bewusst zwischen Seiten wechseln.
- Ressourcen aktivieren: Hilfreiche Seiten werden zugänglich gemacht.
- Bewusste Entscheidungen treffen.
Beispiel
Eine Klientin möchte den Job wechseln, traut sich aber nicht:
- Seite 1: „Ich will endlich raus hier, das tut mir nicht gut.“
- Seite 2: „Das ist zu riskant, bleib lieber in Sicherheit.“
- Beobachtungsseite: „Beide Seiten wollen etwas Gutes – wie kann ich sie in Einklang bringen?“
- Ressourcenseite: Mut, Kreativität, Unterstützerfiguren.
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