(Komplexe) Posttraumatische Belastungsstörungen - Traumatherapie

Florian Friedrich • 29. August 2025

Psychische, körperliche und sexuelle Gewalt ist weit verbreitet

Viele Menschen erleben während ihrer Kindheit und Jugend psychische, körperliche und sexuelle Gewalt und werden dadurch traumatisiert. Diese Traumatisierungen können zu psychischen und psychosomatischen Beschwerden und Symptomen führen, etwa zu einer Posttraumatischen Belastungsstörung, die ohne therapeutische und psychologische Hilfe das ganze Leben bestehen bleiben kann. Dabei können Missbrauch, Gewalt und Misshandlungen sowohl von Erwachsenen als auch von anderen Kindern und Jugendlichen (den Peers) ausgehen. 


Erschreckend viele Menschen erleben Gewalt: So müssen etwa zwölf Prozent der Gesamtbevölkerung körperliche Gewalt erfahren, 12,5 Prozent sexualisierte Gewalt und 14,9 Prozent emotionalen Missbrauch bzw. psychische Gewalt (darunter fallen auch Manipulationen, Rückzug durch Schweigen, Abwerten, Mobbing und Bullying). 


Ich biete psychologische Hilfe und Traumatherapie an, wenn eine (Komplexe) Posttraumatische Belastungsstörung oder ein Typ-II-Trauma bei Ihnen vorliegen. Die Psychotherapie ist für wirtschaftlich Schwache kostenlos.

Posttraumatische Belastungsstörung  und Typ-II-Trauma

Wie erkenne ich eine Posttraumatische Belastungsstörung?

Typisch für eine (Komplexe) Posttraumatische Belastungsstörung ist es, dass Erinnerungsfragmente traumatischer Erfahrungen vorhanden sind. Diese Erinnerungsfragmente haben sich nach traumatisierenden Erfahrungen gebildet, die so bedrohlich, erschütternd und überwältigend waren, dass die Psyche sie nicht einordnen konnte und kann.

Anstelle von klaren Erinnerungen an das bedrohliche Geschehen sind nur noch Fragmente von Erinnerungen vorhanden, etwa Geräusche, Gerüche, Körpererlebnisse, innere Bilder und Affektzustände. Diese Erinnerungsfragmente werden von traumatisierten Menschen als gegenwärtig erlebt, als müssten sie das traumatisierende Ereignis immer wieder von neuem im Hier und Jetzt erleben. Dabei geht das Grundgefühl von innerer und äußerer Sicherheit verloren, und die betroffenen Menschen fühlen sich generalisiert bedroht und leben in einer permanenten, erschöpfenden Habachtstellung, als könnte jederzeit wieder ein überwältigendes, traumatisierendes Ereignis eintreten. Auch kommt es oft, vor allem bei frühkindlichen Traumatisierungen, zu schweren Persönlichkeitsveränderungen oder Persönlichkeitsstörungen (vor allem Borderline, Narzissmus und Hysterie). 



Wenn nach erschütternden Erlebnissen und Erfahrungen

  • Übererregung,
  • sich aufdrängende innere Bilder oder Geräusche,
  • Gerüche,
  • Körpersensationen
  • sowie Rückzugs- und Vermeidungsverhalten
  • mit der Zeit immer stärker werden und dieser Zustand länger als vier Wochen andauert, dann kann die Diagnose „Posttraumatische Belastungsstörung“ gestellt werden. 

Filmtipp: "Überlebt, aber traumatisiert: Bundeswehr-Soldaten nach Afghanistan"

In dieser Dokumentation von WDR wird die Posttraumatische Belastungsstörung anschaulich erklärt und gezeigt.

Diagnostik der Posttraumatischen Belastungsstörung

Dabei liegen folgende Symptome vor: 

  • mindestens eine Intrusion (das sind Flashbacks oder sich aufdrängende innere Bilder, Geräusche, Gerüche u.v.m.)
  • drei Symptome von Vermeidungsverhalten
  • mindestens zwei Symptome von Übererregung


Nach DSM-5 (der fünften Auflage des "Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders“) bedarf es folgender Symptome, damit eine Posttraumatische Belastungsstörung diagnostiziert werden kann:


A) Ereigniskriterium: die Person hat ein traumatisches Ereignis erlebt, das den beiden folgenden Bedingungen genügt: 

  1. die Person erlebte oder beobachtete ein oder mehrere Ereignisse, in der eine potenzielle oder reale Todesbedrohung, ernsthafte Verletzung oder eine Bedrohung der körperlichen Unversehrtheit bei sich oder anderen geschah 
  2. die Person reagierte mit intensiver Furcht, Hilflosigkeit oder Schrecken 


B) Symptomkriterium: belastendes Wiedererinnern (ein Symptom für die Diagnose notwendig)

  • Intrusionen 
  • belastende Träume bzw. Alpträume
  • Nachhallerlebnisse
  • Belastung durch Auslöser
  • Physiologische Reaktionen bei Erinnerung


C) Symptomkriterium: Vermeidung / emotionale Taubheit (drei Symptome sind für die Diagnose notwendig)

  • Gedanken und Gefühlsvermeidung
  • Aktivitäts- und Situationsvermeidung 
  • (Teil-)Amnesien 
  • Interessenverminderung 
  • Entfremdungsgefühl 
  • eingeschränkter Affektspielraum 
  • eingeschränkte Zukunft 


D) Symptomkriterium: psychophysiologische Übererregung (zwei Symptome zur Diagnose notwendig)

  • Ein- und Durchschlafschwierigkeiten
  • erhöhte Reizbarkeit
  • Konzentrationsschwierigkeiten 
  • Hypervigilanz
  • übermäßige Schreckreaktion


E) Dauer der Beeinträchtigungen ist länger als einen Monat.


F) Die Störung verursacht klinisch bedeutsame Belastungen oder Beeinträchtigungen im sozialen und Berufsbereich sowie in anderen wichtigen Funktionsbereichen.


Posttraumatische Belastungsstörungen sind gut zu behandeln

Menschen, die eine grundsätzlich gesunde Psyche haben, werden sich auch nach schweren Traumatisierungen in aller Regel gut erholen und das Trauma gesund verarbeiten. Das Trauma trifft auf eine in ihrem Kern stabile Psyche und ein hohes psychisches Strukturniveau und wird bei Unterstützung und Begleitung keine Traumafolgestörungen hinterlassen. Der Prozess der Verarbeitung schwerer Traumatisierungen kann allerdings etwa ein bis zwei Jahre dauern.

Film: "PTBS: So krass verändert ein Trauma Franzys Leben"

In diesem Film sehen Sie, wie sehr eine Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung das Leben verändern kann.

Was ist die Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung?

Auch kann es passieren, dass eine (komplexe) Posttraumatische Belastungsstörung (ein Typ-II-Trauma) in Folge eines früheren, etwa kindlichen Traumas ihren Anfang genommen hat und sich erst viele Jahre später, nach einem neuerlichen Trauma manifestiert. 


Folgende Phänomene können auf eine (komplexe) Posttraumatischen Belastungsstörung hinweisen: 

  • das Wiedererleben (von Teilen) der belastenden Situation in Form von Gedanken, Albträumen, Körpersensationen, Flashbacks, Pseudohalluzinationen (z.B. etwa eine dunkle Gestalt aus den Augenwinkeln wahrnehmen)
  • Kinder spielen die belastenden Szenen oft nach oder leben sie aus (etwa körperliche Gewalt gegenüber anderen Kindern, Quälen von Tieren, Mobben von Mitschüler*innen)
  • starke emotionale, psychische, psychosomatische und körperliche Belastungssymptome
  • das permanente Vermeiden von Reizen, die an das Trauma erinnern
  • sich nicht mehr an wesentliche Aspekte des Traumas zu erinnern (Amnesie)
  • Derealisation und Depersonalisation bis hin zu dissoziativen Identitätsstörungen
  • Entfremdungsgefühle zu anderen, das Gefühl, eine eingeschränkte Zukunft zu haben
  • Unfähigkeit zärtliche Gefühle zu empfinden
  • erhöhte Erregung, Schlafstörungen, Reizbarkeit, übermäßige Aufmerksamkeit, Schreckreaktionen


Traumatherapie und psychologische Hilfe bei Entwicklungstraumen und Bindungstraumen 

In der Traumatherapie arbeite ich psychodynamisch und existenzanalytisch auf Basis aktueller Konzepte und Methoden der modernen Traumatherapie und der wissenschaftlichen Traumaforschung. Mithilfe einer Traumatherapie lassen sich viele quälende und belastende Symptome gut behandeln, allerdings braucht dies Zeit, Geduld und auch Durchhaltevermögen bei den traumatisierten Menschen. Dabei kann es passieren, dass nicht alle Beschwerden und Symptome verschwinden, in der Regel kommt es aber zu einer deutlichen Besserung. 


Besonders wichtig in der existenzanalytischen Traumatherapie ist die Beziehung zwischen dem Therapeuten*/der Therapeutin* und den Klient*innen, aber auch die therapeutische Arbeit an der Beziehung der Betroffenen zu sich selbst und ihren Mitmenschen. Es geht dabei nicht um das rigorose Anwenden irgendwelcher Methoden, Techniken und Konzepte (die ohne Frage wichtig und wertvoll sind), sondern darum, was und welche Methode dem jeweiligen Individuum am besten hilft. Traumatisierte Menschen können dadurch lernen, ihre Emotionen, Handlungsimpulse und Copingreaktionen gut zu kennen, sie zu verstehen, auszuhalten, zu akzeptieren und besser mit ihnen umzugehen. Auch das Ergründen eigener Bedürfnisse und der Transfer in den Alltag spielen eine bedeutende Rolle. 


Es ist unmöglich, dass wir unsere Traumata loswerden, da diese bereits in der Vergangenheit liegen. Stattdessen geht es um einen guten Umgang mit unseren Traumafolgesymptomen, damit wir diese in unser Leben integrieren können. So gehen wir irgendwann konstruktiv mit unseren Symptomen um, diese bestimmen uns immer weniger.

Diese Haltung erfordert üben, üben und nochmals üben. Es geht weniger ums Leisten oder Arbeiten, sondern um einen guten Umgang mit sich selbst und den eigenen Symptomen. Dabei sollten wir lieber klein und langsam anfangen, als zu viel auf einmal zu tun, da uns dies überfordern könnte und uns resignieren lässt.

Erklärvideo von Dami Charf: "Die Sache mit der Therapie - Teil 2"

Die Traumatherapeutin Dami Charf spricht darüber, wie wichtig es ist, dass der/die Psychotherapeut*in an der Beziehungsfähigkeit seiner Patient*innen arbeitet.

Der Hypnosystemische Ansatz in der Traumatherapie 

Ein besonderes Anliegen ist mir hier die Hypnosystemische Therapie, die von Gunther Schmidt entwickelt wurde. Dieser betont würdigend und empathisch, dass Traumatisierungen uns nicht determinieren. Aus der Hirnforschung wissen wir heute, dass Erleben autonom von innen heraus in der Gegenwart immer wieder neu erzeugt wird. D.h. wir können traumatisierte Erlebnismuster in der Gegenwart stets an Kompetenzen und Ressourcen koppeln. Traumafolgesymptome sind allerdings starke Einladungen und massive Impulse, stets aufs neue Muster des Erlebens zu wiederholen, die langfristig nicht gewünschte Auswirkungen und Folgen für uns haben. Diese Einladungen zur Wiederholung können wir als Lernerfahrungen fruchtbar machen und utilisieren.


Das Wort "Wiederholungszwang" ist deshalb falsch, bahnt jedoch ein selbsthypnotisches Erleben von Ausgeliefertsein, Hilflosigkeit und Ohnmacht, als ob wir keine Wahl hätten. Damit schaden wir als Psychotherapeuten unseren Patientinnen, wenn wir "Wiederholungszwang" verwenden.

Wir sind als Erwachsene niemals Opfer unserer eigenen Biografie, sondern können immer auch etwas Gutes daraus machen und haben in jedem Moment Wahlmöglichkeiten.

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