Mag. Florian Friedrich, BA

Psychotherapeut (Existenzanalyse)

Traumatherapeut

in Salzburg / Hamburg



Wichtig: Ich bin in meiner Praxis und auf meiner Warteliste schon komplett voll und kann daher niemanden mehr aufnehmen (eine Ausnahme sind Supervisionen).

Psychische Gewalt: Wie kann ich mich vom Täter lösen?

Florian Friedrich • Sept. 18, 2023

Verinnerlichte Täter*innen und Täter*innen-States

Lebe ich in einer toxischen zwischenmenschlichen Beziehung oder Partnerschaft und werde von meinem/meiner Partner*in chronisch psychisch, körperlich oder sexuell gewaltvoll behandelt, so nehme ich im Laufe der Zeit den/die Täter*in in mein Inneres hinein, ich verinnerliche ihn/sie also.

Es bilden sich dann neue schädliche, maligne oder Täter*innen-loyale Ich-Zustände, die sogenannten „Ego-States“ aus, die ich hier umgangssprachlich als „innere Täter*innen“ oder „Täter*innen-States“ bezeichne. Innere Täter*innen können mich massiv unter Druck setzen, mich mit Angst, Schuldgefühlen, Panik, Ohnmacht und Hass überfluten und mich handlungsunfähig machen. Ich fühle mich dann unsicher, hilflos und stark beeinträchtigt.


Lesen Sie in diesem Beitrag Tipps und Anregungen, wie Sie sich vom (auch verinnerlichten) Täter/von der Täterin lösen können. Ich biete psychologische Hilfe und Traumatherapie an, wenn Ihnen psychische oder sexualisierte Gewalt widerfährt.

Psychische Gewalt: Wie kann ich mich vom Täter lösen?

Innere und äußere Täter*innen

Viele Menschen, die sich aus einer toxischen Partnerschaft gelöst haben, berichten, dass sie in den Wochen und Monaten nach der Trennung noch immer Angst haben, ihrem/ihrer Expartner*in zufällig über den Weg zu laufen, sich im selben Stadtviertel oder in der Nähe des Wohnumfeldes des Täters/der Täterin aufzuhalten. Mitunter entstehen auch qualvolle Phantasien, dass der/die Partner*in in der Nähe sei, beobachte, stalke etc.


Ich beziehe mich in diesem Artikel auf verinnerlichte Täter*innen. Bei realer, äußerlicher Verfolgung, bei Drohungen, bei Stalking und manifester physischer und sexualisierter Gewalt bedarf es im Sinne der äußeren Sicherheit immer auch der strafrechtlichen Verfolgung, d.h. der Exekutive. Ein*e Täter*in, die/der die Grenzen und die rote Linie überschreitet, muss die Konsequenzen seine dissozialen Verhaltens vehement zu spüren bekommen. Wer nicht hören will, muss fühlen, und die Staatsgewalt ist oft das Einzige, was Täter*innen ohne Empathie die Kante gibt und einschüchtert, sodass die Gewalt nicht eskaliert.


Identifikation mit dem Aggressor und Victim-Blaming

Subtiler ist es, wenn wir, wie oben beschrieben, die Täter*innen in unser Inneres hineinnehmen. Diesen Abwehrmechanismus der menschlichen Psyche bezeichnet die Psychoanalyse als „Identifikation mit dem/der Aggressor*in“.

Er stellt einen wichtigen Selbstschutz dar, indem er kurzfristig unser psychisches Überleben sichert: Wenn wir uns mit dem/der Täter*in identifizieren und inneres Victim-Blaming betreiben, dann fühlen wir uns nämlich kurzfristig leichter, handlungsfähiger und weniger ausgeliefert. Auf längere Sicht betrachtet schaden uns diese inneren Täter*innen aber, weil wir dann tatsächlich überzeugt sind, die schlechte, missbräuchliche und vergiftende Behandlung zu verdienen und nicht-liebenswert zu sein.


Was ist "toxisch" bzw. "vergiftend"?

Sobald Täter*innen verinnerlicht werden, spreche ich von „toxisch“ bzw. „vergiftend“. Ohne Verinnerlichung bin ich dagegen, diese Begriffe inflationär zu verwenden.


Ein Beispiel: Mein*e Partner*in manipuliert immer wieder Schuldgefühle, weil er/sie selbst zur Eifersucht neigt und nicht erwachsen-konstruktiv damit umgehen kann, wenn ich mich mit guten Freund*innen treffe. Ich verinnerliche im Laufe der Zeit meine*n eifersüchtige*n Partner*in und es bildet sich ein eifersüchtiger Ich-Anteil (Ego-State) aus. Der Feind ist dann sozusagen in den eigenen Reihen.

Ich habe dann trotz körperlicher und emotionaler Treue Angst und Schuldgefühle, wenn ich mich mit guten Freund*innen treffe, und mein*e eifersüchtige*r Partner*in ist innerlich immer bei mir, spricht abwertend zu mir, macht mir Schuldgefühle und Angst.

Filmtipp: "10 Psychologische Verteidigungsmechanismen"

Die Identifikation mit dem Aggressor ist nur einer von zahlreichen Abwehr- und Selbstschutzmechanismen.


Schutz vor inneren Täter*innen

Wie kann ich mich von inneren Täter*innen distanzieren?

Psychische Gewalt, die wir erst im Erwachsenenalter erfahren, hinterlässt in der Regel keine Traumafolgestörungen. Jedoch kann es zu seelischen Wunden und Verletzungen kommen, die das Leben und zukünftige Partnerschaften belasten und unnötig schwer machen. Es gibt einige wirksame Methoden aus der Traumatherapie und der ACT, der Akzeptanz- und Commitment-Therapie.

Spüre ich etwa Hilflosigkeit, Angst und Schuldgefühle und mein*e innere*r Täter*in ist innerlich ganz nah, dann kann ich mir den/die Täter*in imaginieren bzw. visualisieren. Ich kann mir den/die Täter*in dann kleiner vorstellen oder ihn lächerlich machen.


Fallbeispiel

Frau Z. hat auch Jahre nach der Trennung immer wieder starke Angst vor ihrem brutalen Expartner, der sie vergewaltigt und sie dann beschuldigt hat, dass sie die schwere sexuelle Gewalt doch auch selbst gewollt habe. Als sie sich das innere, belastende Bild dieses Mannes aus der Distanz vorstellt (sie macht dazu das innere Bild ganz klein und legt es dann mittels der Methode der Visualisierung auf den kleinen Bildschirm eines Smartphones) verwandelt sich ihre Emotion von Angst und Schuldgefühlen zu Wut und Empörung. Sie stellt sich nun vor, wie die Polizei den Täter festnimmt, ihn zu Boden drückt, ihn demütigt und ihn dann an den Pranger stellt. Zudem muss der Täter einen Badeanzug und Schwimmflügerl tragen. Menschen, die vorbeigehen, bewerfen den Täter mit faulen Tomaten, bespucken ihn oder kotzen ihn an.

Diese Imagination verschafft Frau Z. Entlastung, Erleichterung und innere Sicherheit. Zugleich macht Frau Z. die wertvolle Erfahrung, dass sie die Kompetenz in sich trägt, innere bedrohliche Bilder des Täters kleiner zu machen und zu entgiften. Auch erlebt sie nun, dass sie berechtigte Wut und Empörung spürt, weil ein anderer Mensch so gewalttätig mit ihr umgegangen ist und lernt noch dazu, dass ihre Wut Raum hat und sie konstruktiv (mittels Imagination) mit ihrer Wut und ihrem Bedürfnis nach Rache und Vergeltung umgehen kann. Die Wut hilft ihr zudem, ihren Selbstwert besser zu spüren und macht die vom Täter manipulierten Schuldgefühle erträglicher. Frau Z. erfährt nun, dass sie selbstwirksam ist und über innere Stärken und Ressourcen verfügt, welche ihr vorher zu wenig bewusst waren.


Entgiftung nach psychischer Gewalt braucht viel Zeit

Imaginationen, Visualisierungen, Rachephantasien u.v.m. sind alles gute und wesentliche Bausteine, wenn es darum geht, sich von inneren Täter*innen zu entgiften. Allerdings handelt es sich bei diesen Methoden nicht um Allheilmittel, sondern es bedarf eines Prozesses aus Zeit, innerem und äußerem Halt sowie innerer und äußerer Sicherheit. Dabei ist auch Geduld gefragt, denn es kann schon ein Jahr dauern, bis die seelische Wunde sich vom Gift gereinigt hat. Auch psychologische Hilfe, Beratung, Begleitung und Psychotherapie können sehr sinnvoll sein, weil ein professionelles Gegenüber Hilfestellung, Entlastung, Zeugenschaft und methodische Kompetenzen anbieten kann.


Wie kann ich mich vom/von der Täter*in lösen?

Wege und Methoden, um sich von belastende inneren Bildern und inneren Täter*innen zu lösen sind:

  • die Erinnerung an schöne, sichere Zeiten
  • die Vorstellung meines Lieblingsortes oder Wohlfühlortes, an dem ich mich ganz sicher und geborgen fühle
  • der Gedanke an all jene Menschen, die mich lieben, annehmen und unterstützen
  • die Imagination innerer Helfer*innen und Beschützer*innen
  • die Bildschirmmethode, mittels derer ich mir innere Täter*innen und belastende Erinnerungen wie auf einem kleinen Bildschirm vorstelle
  • das Rescripting: Ich schreibe dabei eine belastende, gewaltvolle Erinnerung zu einer positiven Phantasie um (etwa indem ich den/die Täter*in bestrafe, demütige, ihn/sie verprügle, ihm/ihr meinen Ekel ins Gesicht speie, ihn/sie zur Verantwortung ziehe oder andere innere Helfer*innen das für mich tun).
  • die inneren Täter*innen laut oder innerlich anzuschreien
  • Gefühlen wie Wut, Empörung, Angst, Schuldgefühlen Raum zu geben und diese Emotionen radikal zu akzeptieren
  • Impulsen nach Vergeltung, Rache am/an der Täter*in Raum zu geben und dann nach einem konstruktiven Umgang mit diesen Impulsen zu suchen
  • einen Brief der Empörung und der Wut an den/die Täter*in zu schreiben, den ich dann in der Regel nicht absende. Manchmal kann dies allerdings im Einzelfall sehr wohl sinnvoll sein, wenn ich etwa nach emotionalem Missbrauch langfristig das Gefühl habe, dass ich es mir selbst und dem/der Täter*in schuldig bin.

Film: "Tatort Beziehung: häusliche Gewalt"

Opfer von körperlicher oder sexueller Gewalt haben in Österreich über den Opferschutz die Möglichkeit, einen kostenlosen Therapieplatz bei mir zu bekommen.

Starke Schmerzen - Psychologische Schmerztherapie
von Florian Friedrich 07 Mai, 2024
Was sind chronische Schmerzen und Schmerzstörungen? Chronische Schmerzen und Schmerzstörungen sind oft die Folge von akuten starken Schmerzen, etwa nach Verletzungen. Der Schmerz kann etwa dann chronisch werden, wenn der akute Schmerz nicht ausreichend behandelt wurde. In diesem Fall beginnt der akute Schmerz sich zu verselbständigen. Die Ursache des Schmerzes ist oft schon gar nicht mehr vorhanden, dennoch bestehen die chronischen Schmerzen weiterhin. Dies hängt mit dem Schmerzgedächtnis zusammen. Wenn z.B. immer wieder Schmerzsignale im Rückenmark und im Gehirn ankommen, kann es zu einer Übersensibilisierung gegenüber leichten Schmerzen kommen, die dann als starker Schmerz erlebt werden. Hierbei handelt es sich also nicht um „eingebildete“ Schmerzen, sondern um einen real gegebenen Schmerz. Das Gehirn hat nämlich einen falschen und kontraproduktiven Umgang mit Schmerzen gelernt. Hypnotherapie, hypnosystemische Ansätze und Hypnose Im Rahmen meiner Schmerztherapie arbeite ich mit hynosystemischen Ansätzen und mit Hypnose. Dabei würdigen wir Ihre Tapferkeit und Ihre Stärke. Im Rahmen der Schmerztherapie lernen Sie, von Ihren Schmerzen weniger überflutet zu werden und weniger Hilflosigkeit zu erleben. Stattdessen können Sie die Erfahrung machen, noch kompetenter und wieder handlungsfähig im Umgang mit Ihren Schmerzen zu werden.
Erste Hilfe bei Binge-Eating/Tipps bei Essanfällen
von Florian Friedrich 06 Mai, 2024
Was ist Binge-Eating? Beim Binge-Eating handelt es sich um wiederholte Essanfälle, die als unfreiwillig erlebt werden. Die betroffenen Personen nehmen dabei gewaltige Mengen an Nahrung zu sich (etwa mehrere Torten), führen aber – im Gegensatz zur Essstörung der Bulimie – kein Erbrechen herbei. Beim Binge-Eating handelt es sich um eine Essstörung, welche zur Folge hat, dass die betroffenen Menschen schnell an Gewicht zunehmen. Die Menschen erleben sich als dem Essanfall ausgeliefert, wie unter einem inneren, gigantischen Zwang, große Mengen an Essen in sich hineinzustopfen und die Kontrolle über das Essverhalten (was und wie viel ich esse) zu verlieren. Danach fühlen die davon betroffenen Personen meist Scham, Selbstekel, schwere Schuldgefühle, Depressionen oder Selbsthass. Erfahren Sie in diesem Beitrag Tipps, was Ihnen als Erste Hilfe helfen kann, gut mit sich selbst umzugehen, wenn der Essanfall zu Besuch ist. Ich biete Psychotherapie bei Essstörungen (Magersucht, Bulimie, Binge-Eating) an.
Orientierung und Reorientierung in der Traumatherapie
von Florian Friedrich 06 Mai, 2024
Traumatisierte Menschen können sich nicht gut orientieren Leiden wir unter Traumafolgesymptomen, so verfallen wir oft in Starre oder in die totale Übererregung, die eine gute Orientierung verhindern. Viele Betroffene sind auch hochsensitiv und hypersensibel. Ein mangelnder Filter von Reizen führt dann immer wieder zu Hochstress, Überaktivierung und Erstarrung. Wir können nur lernen und neue korrigierende Erfahrungen verkörpern, wenn wir gut orientiert sind und uns sicher fühlen.
Cross-Dressing - Psychotherapie Salzburg/Hamburg/München
von Florian Friedrich 03 Mai, 2024
Was ist Cross-Dressing und ist es krank? Cross-Dressing bezeichnet das Tragen der Kleidung vom Gegengeschlecht, um sich zeitweilig dem anderen Geschlecht zugehörig zu erleben. Dabei besteht jedoch kein Wunsch nach dauerhafter Geschlechtsangleichung oder nach chirurgischen Eingriffen. Meist denken wir bei Cross-Dressern an Personen mit männlichem Geburtsgeschlecht. Es gibt jedoch auch Cross-Dresser, deren zugewiesenes Geschlecht weiblich ist. Der medizinisch-psychiatrische Begriff " Transvestit " für Cross-Dresser wird manchmal als abwertend empfunden. Er sollte daher nicht vorschnell als Bezeichnung für einen Menschen verwendet werden. " Transe " ist ebenfalls eine abwertende oder sexualisierte Bezeichnung. Gelegentlich verwenden trans* (trans*idente, transsexuelle, transgender, non binäre) Personen oder auch Drag Performer*innen „Transe“ als ironische Selbstbezeichnung. Vermeiden Sie allerdings, mit diesem Begriff über eine Person zu sprechen, da dies als kränkend erlebt werden kann. Cross-Dresser sehen sich mit zahlreichen Vorurteilen konfrontiert, etwa der Unterstellung, dass sie trans*ident seien oder eine andere sexuelle Orientierung hätten. Viele Cross Dresser sind allerdings heterosexuell. Cross-Dressing hat nichts mit der sexuellen Orientierung zu tun, sondern ist ein davon unabhängiges, eigenständiges Phänomen. Ein Mann, der Frauenkleider trägt, tut dies unabhängig davon, ob er schwul, bisexuell oder heterosexuell ist. Ich biete psychologische Hilfe, Coming-Out-Beratung und Angehörigengespräche bei Cross-Dressing und Transvestitismus an - auch online.
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