Detransition - Stellt sie trans*Identität in Frage?
Warum wollen manche trans*Menschen nach der Transition wieder zurück?
Einige trans*Personen stellen sich die Frage: "Was ist, wenn ich mich geirrt habe oder Zweifel habe?"
Lesen Sie in diesem Beitrag, warum das Phänomen der Detransition trans*Identität niemals in Frage stellt.

Was ist Detransition?
Etwa ein bis drei Prozent aller trans* (transgender, transidenten, transsexuellen, genderfluiden, nicht-binären, diversen, agender) Menschen wollen nach ihrem Prozess der hormonellen und chirurgischen Maßnahmen zur Anpassung an das Gegengeschlecht bzw. Wunschgeschlecht wieder zurück in ihren ursprünglichen Körper. Das nennt man "Detransition" oder "Retransition".
Einige Menschen, die eine Detransition anstreben, tun das auch deshalb, weil sie in ihrem neuen Geschlecht starken Anfeindungen, Diskriminierungen (trans*Phobie) ausgesetzt sind. Diese psychische Gewalt kann zu Traumatisierungen, Belastungsreaktionen, Depressionen und Ängsten führen.
Manche Menschen haben sich aber auch einfach nur geirrt und wollen wieder zurück in ihr biologisches Geschlecht. Detransition ist eine real existierende Gefahr menschlichen Irrtums von Menschen, Betroffenen, Gutachter*innen und Ärzt*innen.
Eine Minderheit innerhalb einer Minderheit
Das Phänomen der Detransition wird zudem auch in der LGBTIQA* Community oft tabuisiert.
Politische und konservative Ideologien missbrauchen das Phänomen der Detransition oft, um trans*Menschen zu verunglimpfen und das authentische Bedürfnis nach trans*Identitäten kleinzureden oder trans*Personen ihre Gefühle auszureden.
Positiv formuliert könnte man jedoch auch sagen, dass über 97 bis 99 Prozent aller trans*identen Personen zufriedener und meistens markant glücklicher sind, wenn sie in der sozialen Rolle des anderen Geschlechts leben und auch hormonelle und chirurgische Maßnahmen machen lassen.
Und 100 Prozent Sicherheit gibt es im menschlichen Leben eben nie, auch nicht bei der Entscheidung für den Weg der Transition. Dazu ist die menschliche Psyche auch schlicht zu komplex, und wir können nie alles verstehen, ergründen oder absolut wissen, fühlen und erleben. Die in Österreich geltenden Handlungsempfehlungen sehen aus diesem Grund auch verbindlich vor, dass trans*idente Menschen psychotherapeutisch eine Zeit lang begleitet werden, um das Risiko der Detransition zu minimieren.
Mein Filmtipp: "Detransition: Für sie war die Geschlechtsangleichung der falsche Weg"
In diesem Kurzfilm von Reporter sehen Sie junge Menschen, die nach einer Geschlechtsangleichung wieder in ihr ursprüngliches Geschlecht zurückmöchten.
Was ist, wenn jemand unter Borderline oder Psychosen leidet?
Besonders vorsichtig sollten Gutachter*innen dann sein, wenn eine schwere psychische Erkrankung wie eine Borderline-Persönlichkeitsstörung (mit ihrer verzweifelten Suche nach Identität) oder eine Schizophrenie (mit ihrem Verlust an Identitätsgefühl und dem sich-Auflösen aller Grenzen) vorliegt. Hier ist dann das Risiko der Detransition größer.
Auch teilweise oder vorübergehende Geschlechtsidentitätsstörungen, wie sie etwa in Krisen während der Adoleszenz auftreten und akute Psychosen, bei der die geschlechtliche Identität vorübergehend verkannt wird, sind Gründe, geschlechtsangleichenden Maßnahmen nicht zuzustimmen oder zumindest den Betroffenen noch Zeit zu geben und Maßnahmen aufzuschieben.
Allerdings gibt es selbstverständlich auch Menschen, die an einer Borderline-Persönlichkeitsstörung oder Schizophrenie leiden, und die trans* sind und kein Risiko der Detransition aufweisen. Hier würde dann die Möglichkeit der Transition die Borderline / Schizophrenie-Symptomatik unter Umständen sogar lindern.
An dieser Stelle wird ersichtlich, wie schwer und komplex die Diagnostik sein kann und weshalb die Detransition nie ganz ausgeschlossen werden kann.
Fazit
Detransition ist ein Phänomen, das relativ selten vorkommt und ein Tabu ist. Detransition stellt jedoch trans*Identität niemals infrage, da die meisten Menschen nach körpermodifizierenden Maßnahmen wesentlich zufriedener sind als zuvor. Eine Aussöhnung mit dem biologischen Geschlecht ist bei trans*Identität meist unmöglich. Umso wichtiger ist eine sorgfältige Diagnostik, insbesondere dann, wenn schwere Persönlichkeitsstörungen, Bindungsstörungen, Komplexe Posttraumatische Belastungsstörungen und Psychosen vorliegen. Dennoch sind auch schwere psychische Störungen und Erkrankungen kein Grund, einer Transition nicht zuzustimmen.
Psychotherapeutische Begleitung während des Coming-Outs und der Transition
Ich biete psychologische Hilfe und Psychotherapie in Österreich an, online auch in Wien, München, Berlin und Hamburg.



