Transfer in den Alltag in der Hypnosystemik
Wie innere Veränderungen wirklich wirksam werden
In vielen Beratungs- und Therapieformen wird von „Transfer“ gesprochen – also davon, etwas Gelerntes in den Alltag mitzunehmen.
In der Hypnosystemik hat dieser Begriff jedoch eine besondere Bedeutung. Hier geht es nicht nur darum, Wissen zu übertragen, sondern vor allem darum, gelungene innere Zustände, Ressourcen und neue Bedeutungsgebungen in das tägliche Leben einzubetten, sodass sie dort tatsächlich wirken können.

Was bedeutet „Transfer in den Alltag“ in der Hypnosystemik?
Die Hypnosystemik (nach Gunther Schmidt) verbindet systemisches Denken mit hypnotherapeutischen Wirkprinzipien. Deshalb besteht der Transfer aus zwei Teilen:
1. Innere Ressourcen alltagsfähig machen
In Sitzungen entstehen häufig hilfreiche innere Bilder, Körperempfindungen oder neue Perspektiven.
Der hypnosystemische Transfer fragt:
➡
Wie kann ich diesen Zustand abrufen, wenn ich nicht in der Sitzung bin?
Hier kommen Anker, Rituale oder imaginative Techniken ins Spiel.
2. Neue Haltungen in reale Systeme einpassen
Die Hypnosystemik betrachtet den Menschen immer im Kontext seiner Systeme (Familie, Arbeit, Beziehungen, soziale Rollen).
Transfer bedeutet also auch:
➡ Wie funktioniert meine neue innere Haltung in meinen unterschiedlichen Lebenskontexten?
➡ Welche Dynamiken wirken dort – und wie gehe ich damit um?
3. Selbstwirksamkeit stärken
Der wichtigste Punkt ist:
Der Mensch soll
unabhängig von der Sitzung in der Lage sein, sich selbst in hilfreiche Zustände zu bringen.
4. Innere Proben ermöglichen
Durch Imagination können zukünftige Situationen „vorgelebt“ werden.
Unser Nervensystem reagiert darauf oft, als wäre es bereits real – das erleichtert späteres Handeln.
Warum ist Transfer entscheidend?
Innere Erkenntnisse sind wertvoll – aber erst, wenn sie
verfügbar,
abrufbar und
angewendet werden, entsteht echte Veränderung.
Transfer ist der Moment, in wir vom Erleben ins Leben kommen.
Konkrete hypnosystemische Übungen für den Alltag
Hier sind drei praxiserprobte Übungen, die Leser*innen sofort anwenden können:
1. Ressourcenanker setzen (90 Sekunden)
Ziel: Einen hilfreichen inneren Zustand schnell abrufbar machen.
So geht’s:
- Schließe die Augen und erinnere dich an einen Moment, in dem du dich genau so gefühlt hast, wie du dich öfter fühlen möchtest (z. B. ruhig, klar, mutig).
- Verstärke dieses Gefühl: Wie atmest du? Wie hältst du deinen Körper? Welche Farben oder Bilder tauchen auf?
- Wähle jetzt einen Anker, z. B.:
- die Hand aufs Herz legen,
- Daumen und Zeigefinger zusammenführen,
- ein bestimmtes Atemmuster.
- Verbinde diesen Anker bewusst mit dem Zustand.
Für den Alltag:
Wiederhole deinen Anker in Alltagssituationen, in denen du diesen Zustand brauchst – dein Nervensystem erinnert sich daran.
2. „Zukunfts-Ich“-Imagination (3–5 Minuten)
Ziel: Ein neues Verhalten mental proben.
So geht’s:
- Stell dir eine konkrete Alltagssituation vor, in der du dich anders verhalten möchtest.
- Sieh dein Zukunfts-Ich in dieser Situation – ruhig, klar, präsent oder wie immer du sein möchtest.
- Beobachte, wie es handelt, spricht und denkt.
- Dann steige in dein Zukunfts-Ich hinein:
- Wie fühlt es sich an?
- Was verändert sich in deinem Körper?
- Welche Gedanken werden möglich?
Für den Alltag:
Nach der Imagination formulierst du einen Satz wie:
„Wenn ich heute XY erlebe, rufe ich mein Zukunfts-Ich ab.“
3. Kontext-Brille wechseln (systemische Übung)
Ziel: Verstehen, welche Systeme deinen Alltag beeinflussen – und wie du dich darin sicher bewegen kannst.
So geht’s:
- Denke an eine schwierige Alltagssituation.
- Betrachte sie durch verschiedene „Brillen“:
- Ich-Brille: Was ist mir wichtig?
- Rollen-Brille: In welcher Rolle bin ich (Kollege, Elternteil, Partner)?
- Beziehungs-Brille: Welche Erwartungen anderer wirken hier?
- Ressourcen-Brille: Was steht mir eigentlich zur Verfügung?
- Notiere eine kleine Handlung, die du in jeder Rolle authentisch und selbstwirksam tun kannst.
Für den Alltag:
Diese Übung hilft, neue innere Haltungen so einzupassen, dass sie realistisch und stabil bleiben.
Fazit
Der Transfer in den Alltag bedeutet:
- innere Ressourcen praktisch nutzbar machen,
- neue Perspektiven in die eigenen Systeme integrieren,
- Selbstwirksamkeit stärken,
- und durch innere Proben echte Veränderungen vorbereiten.
Mit kleinen, gut dosierten Übungen kannst du deinen Alltag nachhaltig verändern – Schritt für Schritt, Zustand für Zustand.








