Homophobie/trans*Phobie auf der ganzen Welt

Florian Friedrich • 19. August 2025

Was ist Homophobie/trans*Phobie?

Homophobie ist die Angst vor gleichgeschlechtlicher Sexualität und Liebe und äußerst sich in Scham, Ekel, Aggression und Gewalt. Homophobie hat historische, soziale, kulturelle und psychologische Ursachen und wird von homo- und bisexuellen Menschen oft verinnerlicht, wenn diese in einem homophoben Umfeld aufwachsen (vgl. Rauchfleisch; Wiesendanger). Homophobie ist im Laufe des 20. Jahrhunderts zu einem weltweiten Problem geworden (vgl. Rauchfleisch).

Trans*Phobie bezeichnet Angst, Hass und Gewalt gegen trans*idente (transsexuelle, transgender, agender, polygender, nicht binäre, genderfluide, diverse) Personen. Zwischen Oktober 2020 und September 2021 wurden weltweit 375 Morde an trans*Menschen gemeldet. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen. Menschen, die homophob sind, sind meistens auch trans*phob.


Lesen Sie in diesem Artikel über Homophobie/trans*Phobie und Gewalt gegen LGBTIQA* auf der ganzen Welt.

Homophobie/trans*Phobie weltweit

Homophobie/trans*Phobie in afrikanischen Ländern - die christliche Mission

Das Beispiel Afrika führt uns vor Augen, dass Homophobie/trans*Phobie in zahlreichen Regionen ein Erbe des Kolonialismus ist. Zudem wird Homophobie/trans*Phobie in vielen Ländern geschürt und politisch instrumentalisiert. So sind homo- und bisexuelle Menschen sowie trans*Personen ein beliebter Sündenbock, wenn es darum geht, von Korruption und Machtmissbrauch abzulenken (vgl. Amnesty International 2013). Hinzu kommen evangelikale Gruppierungen aus den USA, welche gegen LGBTs (Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender/trans*Idente) mobil machen und Volksverhetzung begehen. Mit dieser Volksverhetzung stoßen jene „christlichen“ Hassprediger auch bei Machthabern der Politik auf offene Ohren (vgl. Amnesty International 2014; Menschenrechte 2014).

Trotz dieser Radikalisierung gibt es in vielen afrikanischen Staaten auch Gegenbewegungen von Aktivist*innen, die sich für die Rechte von LGBTs einsetzen (vgl. Amnesty International 2013b).


Es darf nicht vergessen werden, dass Homophobie/trans*Phobie kein rein afrikanisches Problem ist, sondern von Politiker*innen und Hassprediger*innen bewusst geschürt und gesteuert wird. Tatsächlich ist diese feindliche Haltung ein junges Phänomen und wurde im Zuge des Kolonialismus und der christlichen Mission künstlich erschaffen. Zuvor gab es in Afrika über 40 Ethnien, die etwa die Ehe zwischen Frauen oder eine trans*idente Lebensweise akzeptierten (vgl. Amnesty International 2014c; Menschenrechte 2014; Böhm/Kemper 2013).

Die Doppelmoral ist heute freilich groß, etwa dann, wenn lesbische und bisexuelle Frauen mit dem Vorwand, sie zur Heterosexualität zu konvertieren, vergewaltigt werden (vgl. Knaup 2011).

Film: "Kenia: Schwule und Lesben im Visier"

Homosexualität wird in Kenia streng bestraft, weshalb ein normales Leben für Schwule und Lesben in der Öffentlichkeit kaum möglich ist. Viele Menschen müssen sich daher verstecken.

Indien - die Homophobie/trans*Phobie wurde von den Briten importiert

Auch das Beispiel Indien veranschaulicht die Radikalisierung der Homophobie/trans*Phobie im 20. Jahrhundert, selbstredend vor einem völlig anderen kulturellen Hintergrund.

Indien ist ein Musterbeispiel für importierte Homophobie/trans*Phobie, ist doch gerade der Hinduismus eine tolerante Religion. In Indien wird Homosexualität seit der britischen Kolonialzeit bestraft. Während im Vereinigten Königreich dieses Strafgesetz 1967 aufgehoben wurde, blieb es in Indien bestehen.

Des Weiteren herrscht im Kastenwesen eine streng heteronormative, männerdominierende Ordnung, welche einem selbstbestimmten homosexuellen/trans*identen Leben entgegensteht. LGBTs stehen in Indien häufig ratlos und allein gelassen ihren eigenen Gefühlen und Bedürfnissen gegenüber und wissen diese nicht einzuordnen. Nur wenigen gelingt es, eine selbstbewusste Identität als LGBT zu entwickeln (vgl. Peter 2005; Wikipedia 2014).

Film: "Queer in Indien - Homosexuelle fürchten um ihr Leben"

Arabische Länder - der Westen hat die Homophobie importiert

Äußerst problematisch ist die Situation in einigen arabischen Ländern, in denen auf Homosexualität die Todesstrafe steht. Dies ist u.a. im Iran, in Saudi-Arabien im Jemen und im Sudan der Fall (vgl. EuropeNews 2014).

Im Iran wurden seit der Revolution im Jahr 1979 4.000 LGBTs hingerichtet. Zugleich finden dort nach Thailand die meisten Angleichungen an das Gegengeschlecht statt, da diese als mit dem Islam vereinbar gelten. Aus diesem Grund werden viele schwule und bisexuelle Männer in die Transsexualität gezwungen, obwohl dies nicht ihrem inneren Empfinden entspricht. Die Betroffenen werden oft schwer depressiv oder begehen Suizid (vgl. Gehlen 2014). Auch hier gilt, dass die Homophobie ein Import aus dem Westen ist. Die Diskriminierungen wurden vom Westen übernommen und dann verschärft, um sich gegenüber dem heute toleranteren Westen abzugrenzen (vgl. Klauda 2008: 129, 132).

Film: "Geschlecht wechseln oder Todesstrafe - Transsexualität im Iran!"

Schwule und bisexuelle Männer werden im Iran regelrecht in Geschlechtsangleichungen hineingezwungen. Ansonsten drohen ihnen Haft, Folter und Todesstrafe.

Homophobie/trans*Phobie in Deutschland und Österreich

Dieser Blick in weit entfernte Länder darf jedoch nicht davon ablenken, dass auch in Deutschland und Österreich Homophobie und trans*Phobie ein großes gesellschaftliches Problem darstellen. Noch immer sind Diskriminierungen im Rechtssystem, in der Arbeitswelt, an Schulen, in den Ausbildungsstätten, in den verschiedenen Institutionen und in zahlreichen Familien an der Tagesordnung. Homophobie und trans*Phobie sind tief in unserer Kultur verankert.

Darüber hinaus wird in der Politik Homophobie/trans*Phobie aktiv durch Volksverhetzung oder durch Passivität und Nichtstun betrieben, etwa durch die langjährige Verweigerung der rechtlichen Gleichstellung von Seiten der Österreichischen Volkspartei, oder durch hasserfüllte Haltungen innerhalb der deutschen AFD.

Film: "Zunehmende Homophobie: Angefeindet und attackiert"

Homophobe und trans*phobe Straftaten und Gewalt nehmen auch in Deutschland und Österreich zu.

Homophobie/trans*Phobie erschwert die Prävention von HIV

Homophobie/trans*Phobie ist ein großer Gegner im internationalen Kampf gegen HIV/AIDS und verhindert die Aufklärung und effiziente Behandlung von HIV-positiven schwulen und bisexuellen Männern und trans*Menschen. Gerade unter stigmatisierten Minderheiten kommt es jedoch zu einer besonders raschen Ausbreitung von HIV (vgl. UNAIDS 2012). Zudem darf die Psychodynamik bei diskriminierten schwulen und bisexuellen Männern (vgl. Rauchfleisch 2001: 67) und trans*Personen, die HIV-positiv sind, nicht vergessen werden: Scham- und Schuldgefühle sowie die Selbstablehnung der eigenen Homosexualität/trans*Geschlechtlichkeit hindern viele Betroffene, sich einer HIV-Therapie zu unterziehen. Des Weiteren fördert die verinnerlichte Homophobie/trans*Phobie bzw. Heteronormativität selbstschädigendes Verhalten und das Eingehen von sexuellen Risikopraktiken (vgl. Langer 2009: 225ff.).

Aus diesem Grund besteht eine der zentralen Aufgaben der AIDS-Hilfen darin, über sexuelle Orientierungen aufzuklären, in der Öffentlichkeitsarbeit gegen Diskriminierungen und Stigmatisierungen aufzutreten und Coming-Out-Gespräche für LGBTs anzubieten. 


Literatur:


Amnesty International (2013), News. EU urged to combat homophobic violence.

http://www.amnesty.org/en/news/eu-urged-combat-homophobic-violence-2013-09-18 (Zugriff am 17.12.2014)


Amnesty International (2013), News. Rising Levels of homophobia in sub-Saharan Africa are dangerous und must be tackled.

http://www.amnesty.org/en/news/rising-levels-homophobia-sub-saharan-africa-are-dangerous-and-must-be-tackled-2013-06-24 (Zugriff am 17.12.2014)


Amnesty International (2014), Uganda. Folgenschwere Gesetze: Repression, Homophobie und sexistische Gewalt.

http://www.amnesty.ch/de/themen/weitere/lgbt/dok/2014/uganda-folgenschwere-gesetze-foerdern-repression-homophobie-und-sexistische-gewalt (Zugriff am 17.12.2014)


Amnesty International (2013), Wachsende Homophobie südlich der Sahara.

https://www.amnesty.at/de/menu13/artikel35/(Zugriff am 17.12.2014)


Böhm, Andrea/Kemper, Anna (2013): Missionare des Hasses Religiöse Eiferer aus Amerika schüren in Afrika die Angst vor Homosexuellen. Sie lösen eine Hetzjagd aus.

http://www.zeit.de/2013/09/Uganda-Missionare-Homophobie (Zugriff am 17.12.2014)


Klauda, Georg (2008): Die Vertreibung aus dem Serail. Europa und die Heteronormalisierung der islamischen Welt, Hamburg


Knaup, Horand (2011): Jagd auf Homosexuelle in Südafrika: Gefoltert, vergewaltigt, erschlagen. 

http://www.spiegel.de/politik/ausland/jagd-auf-homosexuelle-in-suedafrika-gefoltert-vergewaltigt-erschlagen-a-801838.html (Zugriff am 17.12.2014)


Langer, Phil (2009): Beschädigte Identität. Dynamik des sexuellen Risikoverhaltens schwuler und bisexueller Männer. Wiesbaden


Peter, Bernhard (2005): Queer in Indien.

http://www.bernhardpeter.de/Indien/Sonstige/schwul.htm (Zugriff am 17.12.2014)


Rauchfleisch, Udo (32001): Schwule · Lesben · Bisexuelle. Lebensweisen, Vorurteile, Einsichten, Göttingen 


UNAIDS (2012), Homophobia and punitive laws continue to threaten HIV responses and human rights

http://www.unaids.org/en/resources/presscentre/featurestories/2012/august/20120828punitivelaws (Zugriff am 17.12.2014)


Wikipedia (2014), Homosexuality in India. 

http://en.wikipedia.org/wiki/Homosexuality_in_India (Zugriff am 17.12.2014)

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