Häusliche Gewalt zu Weihnachten
Wenn die stille Zeit keinen Frieden bringt
Weihnachten gilt als das Fest der Liebe, der Familie und der Geborgenheit. Lichterketten erhellen die Straßen, Menschen rücken näher zusammen, und überall wird Harmonie propagiert. Doch hinter vielen verschlossenen Türen sieht die Realität anders aus. Für manche ist Weihnachten keine Zeit der Freude, sondern eine Phase erhöhter Anspannung – und leider auch ein Zeitraum, in dem häusliche Gewalt zunimmt.

Warum gerade Weihnachten?
Die Feiertage bringen besondere Belastungen mit sich: finanzielle Sorgen, hohe Erwartungen an ein „perfektes Fest“, beengte Wohnverhältnisse und vermehrter Alkoholkonsum. Hinzu kommt, dass Familien mehr Zeit miteinander verbringen als sonst – Konflikte, die im Alltag verdrängt werden, brechen auf. Für Menschen in gewaltvollen Beziehungen bedeutet das oft: kein Rückzugsort, keine Pause, keine Zeugen.
Statistiken und Erfahrungsberichte von Beratungsstellen zeigen seit Jahren, dass die Zahl der Hilferufe rund um Weihnachten hoch ist. Dennoch bleibt das Thema im öffentlichen Diskurs häufig unsichtbar – gerade dann, wenn überall von Frieden gesprochen wird.
Gewalt hat viele Gesichter
Häusliche Gewalt ist nicht nur körperlich. Sie zeigt sich auch in psychischer Gewalt, Kontrolle, Demütigung, Drohungen oder ökonomischer Abhängigkeit. Besonders tückisch ist, dass diese Formen oft nicht sofort als Gewalt erkannt werden – weder von Betroffenen noch von ihrem Umfeld.
Zu Weihnachten verstärkt sich dieses Schweigen: „Man will die Stimmung nicht verderben“, „Es sind doch Feiertage“, „Nach den Ferien wird alles besser“. Doch Gewalt macht keine Pause, nur weil Kalenderblätter gewechselt werden.
Betroffene sind nicht schuld
Ein wichtiger Punkt, der nicht oft genug betont werden kann: Die Verantwortung für Gewalt liegt immer bei der gewaltausübenden Person – niemals bei den Betroffenen. Niemand provoziert Gewalt durch sein Verhalten, seine Worte oder seine Existenz. Gerade an Weihnachten, wenn Schuldgefühle und Scham besonders stark sein können, ist diese Klarheit essenziell.
Hinschauen statt wegsehen
Häusliche Gewalt ist kein privates Problem, sondern eine gesellschaftliche Aufgabe. Wenn wir bei Nachbarn, Freunden oder Familienmitgliedern Anzeichen wahrnehmen – Rückzug, Angst, Verletzungen, extreme Nervosität –, sollten wir aufmerksam sein. Ein offenes Ohr, ein ernst gemeintes Nachfragen oder das Weitergeben von Hilfsangeboten kann einen entscheidenden Unterschied machen.
Hilfe ist da – auch an Feiertagen
Auch wenn es sich manchmal so anfühlt: Niemand ist allein. Beratungsstellen, Notunterkünfte und Hilfetelefone sind auch über die Feiertage erreichbar. Der erste Schritt muss nicht groß sein. Manchmal beginnt er mit einem Gespräch, einer Nachricht oder dem stillen Lesen von Informationen.
Ein anderes Weihnachten ist möglich
Weihnachten muss kein Fest der Fassade sein. Es darf auch ein Zeitpunkt sein, um unbequeme Wahrheiten auszusprechen, Solidarität zu zeigen und Schutz über Harmonie zu stellen. Ein wirklich friedliches Weihnachten gibt es nur dort, wo Gewalt keinen Platz hat.
Hier sind wichtige Notruf- und Unterstützungsnummern bei häuslicher Gewalt in Salzburg, die du sofort anrufen kannst – insbesondere in akuten Situationen oder wenn du Hilfe suchst:
Sofortige Notfälle
Polizei (akute Gefahr): 133 – Ruf an, wenn du oder jemand anderes in unmittelbarer Gefahr ist.
Europäischer Notruf: 112 – Funktioniert überall in der EU.
Rettung: 144 – Für medizinische Notfälle.
Hilfe bei Gewalt und Misshandlung
Frauen-Helpline gegen Gewalt (österreichweit, 24/7): 0800 222 555 – kostenfrei, anonym und rund um die Uhr.
Frauennotruf Salzburg – Soforthilfe und Beratung: +43 662 88 11 00
Frauenhaus / Schutzunterkünfte Salzburg: 0800 44 99 21 – Unterkunft und Schutz für Betroffene mit Kindern.
Gewaltschutzzentrum Salzburg – Unterstützung, Beratung & Opferhilfe: +43 662 870 100
Weißer Ring – Opfer-Notruf (Straftatenhilfe): 0800 112 112
Männer-Info / Männerberatung: 0800 400 777 – Unterstützung für Männer in Gewalt- oder Konfliktsituationen.
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