Psychologe, Psychotherapeut oder Coach?
Warum ist es in der Hypnosystemik nicht wesentlich, ob jemand Psychologe oder Psychotherapeut oder Coach ist?
In der Hypnosystemik ist es nicht wesentlich, ob jemand Psycholog:in, Psychotherapeut:in oder Coach ist, weil der Ansatz nicht professions-, sondern prozessorientiert denkt. Entscheidend ist nicht die formale Rolle, sondern wie Veränderungsprozesse im Erleben eines Menschen ermöglicht werden.
Ich ergänze noch, dass ich berufspolitisch die Diskussion nachvollziehen kann. Es geht ja auch um unsere anerkennenswerten Bedürfnisse von Fairness, Sicherheit, Wertschätzung gegenüber der jeweiligen Berufsgruppe. Aber hierfür ist Spaltung aus meiner Sicht sicherlich schädlich. Die Unterscheidung ist schon allein zwecks Abrechnung wichtig.

Die wichtigsten hypnosystemischen Gründe dafür sind:
1. Veränderung entsteht durch Selbstorganisation, nicht durch Expertenstatus
Die Hypnosystemik geht davon aus:
- Menschen sind selbstorganisierende Systeme
- nachhaltige Veränderung entsteht von innen heraus
Die Begleitperson – unabhängig von Berufsbezeichnung – kann keine Veränderung „machen“, sondern nur Bedingungen schaffen, in denen das innere System neue, hilfreichere Muster organisiert.
Der Titel verleiht dabei keine zusätzliche Wirkmacht.
2. Das Nervensystem reagiert nicht auf Titel, sondern auf Beziehung
Aus hypnosystemischer Sicht:
- Das autonome Nervensystem unterscheidet nicht zwischen Psychologe, Therapeut oder Coach
- Es reagiert auf:
- Sicherheit
- Resonanz
- Wertschätzung
- Sinnhaftigkeit
- Wahlfreiheit
Diese Faktoren sind beziehungs- und haltungsabhängig, nicht professionsabhängig.
3. Symptome sind keine Defekte, sondern kontextlogische Muster
Hypnosystemisch betrachtet sind Symptome:
- sinnvolle Anpassungen an frühere oder aktuelle Kontexte
- Ausdruck von Schutz-, Überlebens- oder Bindungsstrategien
Daher braucht es weniger „Behandlung durch Expert:innen“, sondern gemeinsames Verstehen und Neuorganisieren von Kontexten und dasc Einführen von Unterschieden, die einen Unterschied machen. Das kann prinzipiell in verschiedenen professionellen Rollen geschehen.
4. Die wirksamen Prozesse sind berufsübergreifend gleich
Hypnosystemische Arbeit nutzt Prozesse wie:
- Aufmerksamkeitsfokussierung
- Aktivierung von Ressourcen
- Arbeit mit inneren Bildern, Körperzuständen und Metaphern
- Perspektivwechsel
- Ziel- und Zukunftsorientierung
Diese Wirkprozesse gehören keinem Beruf exklusiv.
5. Haltung schlägt Methode – und Titel
Zentral ist die hypnosystemische Haltung:
- nicht-pathologisierend, sonder utilisierend
- kooperativ statt hierarchisch
- autonomie- und kompetenzfördernd
- respektvoll gegenüber innerer Logik
Ein Titel garantiert diese Haltung nicht – und ihr Fehlen kann sie auch nicht ersetzen.
6. Professionelle Unterschiede sind rechtlich relevant – nicht wirksamkeitslogisch
Hypnosystemik ignoriert nicht:
- rechtliche Rahmenbedingungen
- Zuständigkeiten
- ethische Grenzen
- Kontextbedigungen
Diese sind wichtig für Schutz, Verantwortung und Transparenz. Aber sie erklären nicht, warum Veränderung gelingt – sondern nur, wer was offiziell anbieten darf.
Kurz zusammengefasst
Nicht der Berufstitel bewirkt Veränderung, sondern die Art, wie Beziehung, Aufmerksamkeit und Bedeutung organisiert werden.
Oder anders: Ein Mensch verändert sich nicht, weil ihm ein Psychotherapeut gegenübersitzt, sondern weil sein inneres System sich sicher, verstanden und handlungsfähig erlebt.
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