Bindungsangst in Partnerschaften - Psychotherapie

Florian Friedrich • 5. August 2025

Menschen, die wenig Liebe erfahren haben, haben später Angst davor

Liebe ist eines unserer schönsten Gefühle, das kein Mensch im Leben missen möchte. Sie erfüllt uns mit Glück, Zuversicht, Wärme und Freude, macht unseren Körper leicht und beschwingt. Dennoch gibt es auch viele Menschen, die vor diesem starken Gefühl Angst haben. Da wir uns in der Liebe nämlich mit unseren tiefsten Sehnsüchten, Wünschen und Bedürfnissen zeigen, macht sie uns auch verletzlich, und gerade dann, wenn Menschen in ihrer Kindheit und Jugend unsichere oder ambivalente Bindungsstile gelernt haben, kann dies zu schädlichen Beziehungsmustern in erwachsenen Paarbeziehungen und Partnerschaften führen. Die Psychologie spricht bei dieser Angst vor bedingungsloser Lieber auch von "Bindungsangst".


Ich biete psychologische Hilfe und Psychotherapie an, wenn Sie unter Entwicklungstraumen, Bindungstraumen oder Bindungsängsten leiden.

Bindungsängste und Angst vor Liebe - psychologische Hilfe

Erklärvideo von Dami Charf: "Auch alte Wunden können heilen - Bindungsverletzungen und Bindungsangst"

Bindungstraumata machen echten Kontakt unmöglich

Traumatische Bindungsmuster und Bindungsstörungen werden rasch ersichtlich und spürbar, weil traumatisierte Menschen nur schlecht mit sich und anderen in Kontakt gehen können. Übertragungen und Projektionen sind in Liebesbeziehungen nämlich große Fallstricke.

Bindungstraumatisierungen führen im Erwachsenenalter zu besonders intensiven Bindungen, die aber hoch ambivalent und auch gestört sind. Darunter fallen extreme Verliebtheit, die rasch zu Hass oder plötzlicher innerer Leere umschlagen kann. Es fehlt das gesunde Mittelmaß.

Etliche Menschen werden in Partnerschaften massiv getriggert und haben keine Kompetenzen, mit ihren reaktivierten Traumata konstruktiv und erwachsen umzugehen.


Wenn die Verliebtheit abflacht, machen viele Schluss

Wenn Traumatisierte eine Liebesbeziehung eingehen, dann erleben sie in den ersten Wochen ein Extrem an Verliebtheit, Lust, Sexualität, Abhängigkeit und sich-verstanden-Fühlen, das sich körperlich und emotional äußerst intensiv anfühlt. Dieses Leben in Extremen ist typisch für Menschen mit Bindungstraumen.

Doch schon nach wenigen Wochen bis Monaten wird das Destruktive von Entwicklungstraumatisierungen ersichtlich, vor allem bei Frühtraumatisierungen, welche in der vorsprachlichen Lebensphase stattfanden. Viele Menschen beenden dann ihre Partnerschaft, weil sie mit Übertragungen und Projektionen nicht umgehen können bzw. diese nicht zu regulieren vermögen. Alte Wunden und Verletzungen werden nämlich in Liebesbeziehungen immens getriggert. Man spricht hier auch von "reaktivierten Traumata".

So gibt es Menschen, die aufgrund ihrer schweren Angst vor Verletzung immer dann eine Partnerschaft beenden, wenn sich die erste euphorische Verliebtheit zur Liebe wandelt und alte Ängste wieder hochkommen. Oder Menschen lassen aus Angst vor Verletzungen und Kummer gar keinen Menschen mehr an sich ran und bleiben (unglückliche) Singles. Oder sie haben nur noch anonyme und schnelle Sexualkontakte und ersetzen damit ihr primäres Bedürfnis

nach Liebe und Nähe durch die Ersatzbefriedigungen der konsumorientierten, unpersönlichen Sexualität, die eine personale Begegnung ausschließt. Dadurch vermeiden sie ihre Bindungsängste, anstatt sich mit ihnen zu konfrontieren und diese auszuhalten.


Die Flucht nach vorne als Copingmechanismus

Hierbei handelt es sich um Selbstschutz- und Copingmechanismen, die kurzfristig Erleichterung verschaffen, aber langfristig zu einem unerfüllten und unauthentischen Leben führen, wenn sich daraus dauerhafte maligne Beziehungsmuster oder sexuelle Muster entwickeln. Im tiefsten Inneren fühlen sich die von diesen Ängsten betroffenen Menschen unglücklich und unerfüllt. Dies würde ein glücklicher Single nicht tun. Auch ein Mensch, der das authentische Bedürfnis nach anonymer Sexualität auslebt, würde dabei kein Unglück oder keine innere Spannung oder Ambivalenz fühlen.
Diese aufkommenden Ängste haben in der Regel fast nur mit unseren ersten Beziehungserfahrungen in den ersten Lebensjahren zu tun und kaum etwas mit unseren heutigen Lebenspartner*innen.


Das Symptom war ursprünglich Freund und Retter

Fragwürdige Beziehungsmuster und psychische Traumafolgesymptome haben uns einmal schützen wollen. Sie machten also Sinn. Heute sind sie aber in der Regel dysfunktional. Diese Muster und Symptome sollten wir als Psychotherapeut*innen erst einmal würdigen. Erst danach können wir mit unseren Patientinnen daran arbeiten, diese aufzuweichen und flexibler zu machen.

Mein Filmtipp: "Ich, ohne Bindung"

Wie kann ich dennoch in der Partnerschaft bleiben und gut mit meinen Triggern umgehen?

Wichtig ist es, sich als erwachsener Mensch innerlich zu beobachten und eine Metaebene einzunehmen, d.h. ich blicke interessiert, neugierig und distanziert auf meine Partnerschaft, meine Trigger, meine Emotionen und Körpersensationen.

Ich erkenne dann aus der distanzierten erwachsenen Beobachterperspektive, dass dies mein Trigger ist und entwickle Mitgefühl für mich selbst. Auch wird mir klar, dass meine Trigger überhaupt nichts mit meinem Partner zu tun haben, sondern mit den Wunden und Bindungsverletzungen in meiner Biografie. Ich übernehme dafür selbst Verantwortung und reguliere mich erst einmal.


Viele können diese Ich-Stärke und Selbstdistanzierung nicht aufbringen, weil derartige Fähigkeiten erst einmal in einer bindungsorientierten Traumatherapie trainiert werden müssen (und dies kann Jahre dauern). Es beginnt dann oft ein Kampf auf Leben und Tod.


Jeder kann beziehungsfähiger werden, wenn er dranbleibt und will

Niemand muss beziehungsunfähig bleiben oder ist nur beziehungsunfähig. Wir haben immer auch das Potenzial von Wachstum in uns und können destruktive Bindungsmuster umlernen und gesunde Bindungsstile entwickeln und leben. Dafür müssen wir mit Neugier auf unsere Symptome blicken und machen dadurch einen Raum auf. Wir verlassen unseren Kampf- und Fluchtmodus und nehmen uns Zeit für unsere Heldenreise.

Eine Beziehungsunfähigkeit kann im Laufe der Jahre zur Beziehungsfähigkeit werden.


Am meisten entwickeln sich jene Personen weiter, die im Alltag zwischen den Sitzungen üben, sich selbst zu regulieren und neue, gesunde Bindungsmuster und echten Kontakt zu trainieren. Menschen hingegen, die nur in den Therapieeinheiten üben, aber das nicht im Alltag tun, machen kaum Fortschritte.

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