Mag. Florian Friedrich, BA

Psychotherapeut (Existenzanalyse)

Traumatherapeut

in Salzburg / Hamburg



Wichtig: Ich bin in meiner Praxis und auf meiner Warteliste schon komplett voll und kann daher niemanden mehr aufnehmen (eine Ausnahme sind Supervisionen).

Bindungsängste: Wenn die Verliebtheit schwindet

Florian Friedrich • Dez. 04, 2023

Warum trennen sich viele Menschen nach der ersten Verliebtheit zu früh?

Idealisierung und Realitätsverzerrung

Wenn wir frisch verliebt sind, idealisieren wir oft den/die andere*n, ohne sie/ihn so zu sehen, wie er/sie im tiefsten Innersten wirklich ist und ohne in seinen/ihren authentischen (personalen) Kern zu blicken. Wir sehen sie/ihn dann so, wie wir sie/ihn gerne haben würden.

Das Wort „Verliebtheit“ hat sicherlich nicht zufällig die Vorsilbe „ver-“, weil wir oft irren, wenn wir VERliebt sind, uns etwas vormachen, Frühwarnzeichen nicht beachten oder uns selbst täuschen. Wir leiden in der Verliebtheit unter leichten Symptomen von Realitätsverlust, was uns aber angesichts der vielen Glücks- und Bindungshormone, die der Körper ausschüttet, egal ist. Wir verdrängen in der Regel nur allzu gerne, dass dieser überoptimale Zustand irgendwann auch wieder sein Ende haben wird.

In diesem realitätsverzerrten Zustand besetzen wir den anderen Menschen mit Wünschen, Idealvorstellungen und Phantasien, die im Gegenüber gar nicht vorhanden sind. Sogar Unstimmigkeiten und Gegensätze werden positiv gedeutet und idealisiert: „Gegensätze ziehen sich an“ oder „wir ergänzen einander“.

Diese erste Verliebtheit führt rasch zu einer so starken Bindung, dass sie in der Regel als zu intensiv und damit als anstrengend erlebt wird. Dies ist ein typisches Traumafolgesymptom: Sich immens stark zu binden, bevor wir den/die andere*n gut kennen.

Aus diesen Idealisierungen, dem Himmel, wird dann rasch die Hölle. Es kommt zu massiven Kränkungen, Enttäuschungen, zu Ohnmachtserfahrungen und Hass, mit denen die Betroffenen nicht selbstregulierend umzugehen vermögen.


Lesen Sie in diesem Artikel, warum Menschen mit Bindungsängsten rasch ihre Partnerschaften beenden, wenn die erste euphorische Verliebtheit schwindet.

Bindungsängste: Wenn die Verliebtheit schwindet

Film von Dami Charf: "Gibt es gesunde Abhängigkeit?"

Bindungsängste, Bindungsstörungen und Frühstörungen

Wenn die Verliebtheit nachlässt oder schwindet, können wir dann umso tiefer fallen. So manche*r beendet dann vorschnell eine Partnerschaft, vor allem junge und unerfahrene Menschen, besonders aber auch Menschen mit Frühstörungen (etwa Personen, die an einer Persönlichkeitsstörung leiden und/oder die traumatisiert sind), weil die Ent-Täuschung der Trauerarbeit und der inneren Reife und Ich-Stärke bedarf, die Menschen mit Frühstörungen nicht haben. Aussagen eines erwachsenen Menschen wie „Du, ich hab noch einmal nachgedacht (sic!): Ich bin nicht mehr in dich verliebt“, sind typisch für eine Frühstörung oder Bindungsstörung.


Dabei könnten wir gerade dann viel über uns selber lernen: Wir werden herausgefordert, eine oberflächliche ver-liebte Beziehung in eine erwachsene Partnerschaft überzuführen. Dies gelingt dann, wenn wir in unser authentisches Spüren und Fühlen kommen und uns dann dem/der anderen echt mitteilen. Wir müssten uns dabei so zeigen, wie wir wirklich sind, nicht mit unserer Fassade, dem Aufgesetzten und Antrainierten, dem Hysterischen.

Je ehrlicher, schonender und authentischer wir unsere Emotionen, vor allem auch Leid, Kummer, Trauer, Schmerz, Hass und Wut zulassen und spüren können, desto echter können wir uns auch in der Partnerschaft der/dem Partner*in mitteilen und uns zeigen.


Das Leben ist immer ambivalent und perfekt-unperfekt

Menschen streben grundsätzlich nach ambivalenzfreien und idealen Zuständen und Beziehungen. Dennoch ist das Leben immer ambivalent. Es erfordert ein großes Können und stellt eine hohe Ich-Leistung dar, gut mit Ambivalenzen umzugehen. Ambivalenzen aushalten zu können, sich etwa nach einem Streit wieder zu versöhnen, ist erwachsen. Mit Ambivalenzen nicht umgehen zu können, zu spalten und zu idealisieren ist immer unreif, infantil und oft narzisstisch.

Dies schließt nicht aus, dass wir stets danach streben können, uns als Väter, Mütter, Liebespartner*innen oder Freund*innen weiterzuentwickeln. Diese personale Entfaltung beinhaltet, dass wir uns unserer Grenzen und Begrenzungen bewusstwerden und gut mit ihnen umgehen lernen. Erst wenn ich mir meine eigenen Grenzen und Schwächen eingestehe, ehrlich mit ihnen umgehe und sie annehme, kann ich mich entwickeln und entfalten. Dies ist eine völlig andere Haltung zum Leben als die narzisstische und spaltende Selbstoptimierung, die Schwächen, Defizite und Grenzen verleugnet.


Authentische Gefühle und gespielte Emotionen

In der Existenzanalyse nach Alfried Längle, aber auch in der dritten Welle der Verhaltenstherapie spielen deshalb unsere primären Emotionen und Handlungsimpulse und ein authentisches Fühlen eine herausragende Rolle. Denn ohne einen guten Zugang zu unseren Emotionen bleiben wir nur an der Oberfläche und können uns selbst verlieren, da Emotionen der Schlüssel zu unseren Bedürfnissen sind.

Wir zerreden und analysieren dann in partnerschaftlichen Konflikten alles vom Hundertsten ins Tausendste, erschöpfen uns in stundenlangen, völlig verkopften Diskussionen, bei denen wir uns im Kreis drehen ohne dabei vorzudringen, worum es uns im tiefsten Innersten wirklich geht. In den Tiefenschichten fehlt uns nämlich die Klarheit, und somit bleiben alle Aussagen verkopft, haltlos und ohne Grund und Boden.


Dabei müssen wir echte, authentische (primäre) Gefühle (etwa Wut, Hass, Hilflosigkeit, Trauer, Kränkung) von aufgesetzten und erlernten Gefühlsäußerungen (etwa bei Wut zu weinen, bei Schmerz Wut zu zeigen) unterscheiden. Authentische Gefühle sind immer ansteckend. Ist der Mitmensch traurig, so löst dies in mir Mitgefühl oder Betroffenheit aus. Empfinde ich hingegen Wut, wenn ein Mensch weint, dann spüre ich oft folgendes: Der andere Mensch weint nicht aus Schmerz, sondern manipuliert mich mit seinem aufgesetzten Weinen, um etwas von mir zu bekommen (z.B. Aufmerksamkeit oder Schonung). Somit wirken echte Gefühle mitreißend, unechte hingegen nerven.

Film zu einem Leben mit Bindungsängsten: "Ich, ohne Bindung"

Bindungsängste können eine erwachsene Partnerschaft sabotieren oder unmöglich machen. Bei starker Ausprägung können wir deshalb auch von "Bindungsstörungen" sprechen.

Trigger und emotionale Aktivierung

Wer in einer Partnerschaft vor allem den/die andere*n für seine Enttäuschungen, Kränkungen und Emotionen verantwortlich macht, der verrät, dass bei ihm noch Wunden bis hin zu Traumafolgestörungen aus der Biographie vorhanden sind, welche ihn fixieren und eine Weiterentwicklung erschweren.

In der Regel (sehen wir von psychischer, körperlicher und sexueller Gewalt ab), reagieren wir in Partnerschaften dann extrem affektiv und werden von starken negativen Gefühlen überflutet, wenn wir durch banale Ereignisse im Außen, wie etwa einem Blick, einem Wort, einer Nichtbeachtung getriggert werden. Diese Trigger reaktivieren kindliche Zustände (Ego-States).


Daher ist es in einer erwachsenen, reifen Partnerschaft auch so wichtig, sich selbst und seine Frühstörungsanteile möglichst gut zu kennen. In der Regel liegen viele unserer partnerschaftlichen Konflikte in unserer Biographie verwurzelt und nicht im Hier und Jetzt. Es ist wichtig, frühe Wunden, Traumen, Defizite, Kränkungen, Schmerzen möglichst gut emotional zu verarbeiten. Zuerst sollten wir uns Zeit nehmen und durchatmen, dann uns Zeit geben, um unsere Emotionen und Impulse zu spüren, um diese nicht destruktiv auszuagieren, sondern konstruktiv mit ihnen umzugehen.

Wenn wir in einer Partnerschaft bei uns selbst anfangen, so wird das auch die Partnerschaft verändern. Wir sind immer Teile von Systemen (hier dem System Partnerschaft), und jede Veränderung in uns selbst wird sich zeitversetzt auch auf unsere Mitwelt auswirken.

Starke Schmerzen - Psychologische Schmerztherapie
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Was sind chronische Schmerzen und Schmerzstörungen? Chronische Schmerzen und Schmerzstörungen sind oft die Folge von akuten starken Schmerzen, etwa nach Verletzungen. Der Schmerz kann etwa dann chronisch werden, wenn der akute Schmerz nicht ausreichend behandelt wurde. In diesem Fall beginnt der akute Schmerz sich zu verselbständigen. Die Ursache des Schmerzes ist oft schon gar nicht mehr vorhanden, dennoch bestehen die chronischen Schmerzen weiterhin. Dies hängt mit dem Schmerzgedächtnis zusammen. Wenn z.B. immer wieder Schmerzsignale im Rückenmark und im Gehirn ankommen, kann es zu einer Übersensibilisierung gegenüber leichten Schmerzen kommen, die dann als starker Schmerz erlebt werden. Hierbei handelt es sich also nicht um „eingebildete“ Schmerzen, sondern um einen real gegebenen Schmerz. Das Gehirn hat nämlich einen falschen und kontraproduktiven Umgang mit Schmerzen gelernt. Hypnotherapie, hypnosystemische Ansätze und Hypnose Im Rahmen meiner Schmerztherapie arbeite ich mit hynosystemischen Ansätzen und mit Hypnose. Dabei würdigen wir Ihre Tapferkeit und Ihre Stärke. Im Rahmen der Schmerztherapie lernen Sie, von Ihren Schmerzen weniger überflutet zu werden und weniger Hilflosigkeit zu erleben. Stattdessen können Sie die Erfahrung machen, noch kompetenter und wieder handlungsfähig im Umgang mit Ihren Schmerzen zu werden.
Erste Hilfe bei Binge-Eating/Tipps bei Essanfällen
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Was ist Binge-Eating? Beim Binge-Eating handelt es sich um wiederholte Essanfälle, die als unfreiwillig erlebt werden. Die betroffenen Personen nehmen dabei gewaltige Mengen an Nahrung zu sich (etwa mehrere Torten), führen aber – im Gegensatz zur Essstörung der Bulimie – kein Erbrechen herbei. Beim Binge-Eating handelt es sich um eine Essstörung, welche zur Folge hat, dass die betroffenen Menschen schnell an Gewicht zunehmen. Die Menschen erleben sich als dem Essanfall ausgeliefert, wie unter einem inneren, gigantischen Zwang, große Mengen an Essen in sich hineinzustopfen und die Kontrolle über das Essverhalten (was und wie viel ich esse) zu verlieren. Danach fühlen die davon betroffenen Personen meist Scham, Selbstekel, schwere Schuldgefühle, Depressionen oder Selbsthass. Erfahren Sie in diesem Beitrag Tipps, was Ihnen als Erste Hilfe helfen kann, gut mit sich selbst umzugehen, wenn der Essanfall zu Besuch ist. Ich biete Psychotherapie bei Essstörungen (Magersucht, Bulimie, Binge-Eating) an.
Orientierung und Reorientierung in der Traumatherapie
von Florian Friedrich 06 Mai, 2024
Traumatisierte Menschen können sich nicht gut orientieren Leiden wir unter Traumafolgesymptomen, so verfallen wir oft in Starre oder in die totale Übererregung, die eine gute Orientierung verhindern. Viele Betroffene sind auch hochsensitiv und hypersensibel. Ein mangelnder Filter von Reizen führt dann immer wieder zu Hochstress, Überaktivierung und Erstarrung. Wir können nur lernen und neue korrigierende Erfahrungen verkörpern, wenn wir gut orientiert sind und uns sicher fühlen.
Cross-Dressing - Psychotherapie Salzburg/Hamburg/München
von Florian Friedrich 03 Mai, 2024
Was ist Cross-Dressing und ist es krank? Cross-Dressing bezeichnet das Tragen der Kleidung vom Gegengeschlecht, um sich zeitweilig dem anderen Geschlecht zugehörig zu erleben. Dabei besteht jedoch kein Wunsch nach dauerhafter Geschlechtsangleichung oder nach chirurgischen Eingriffen. Meist denken wir bei Cross-Dressern an Personen mit männlichem Geburtsgeschlecht. Es gibt jedoch auch Cross-Dresser, deren zugewiesenes Geschlecht weiblich ist. Der medizinisch-psychiatrische Begriff " Transvestit " für Cross-Dresser wird manchmal als abwertend empfunden. Er sollte daher nicht vorschnell als Bezeichnung für einen Menschen verwendet werden. " Transe " ist ebenfalls eine abwertende oder sexualisierte Bezeichnung. Gelegentlich verwenden trans* (trans*idente, transsexuelle, transgender, non binäre) Personen oder auch Drag Performer*innen „Transe“ als ironische Selbstbezeichnung. Vermeiden Sie allerdings, mit diesem Begriff über eine Person zu sprechen, da dies als kränkend erlebt werden kann. Cross-Dresser sehen sich mit zahlreichen Vorurteilen konfrontiert, etwa der Unterstellung, dass sie trans*ident seien oder eine andere sexuelle Orientierung hätten. Viele Cross Dresser sind allerdings heterosexuell. Cross-Dressing hat nichts mit der sexuellen Orientierung zu tun, sondern ist ein davon unabhängiges, eigenständiges Phänomen. Ein Mann, der Frauenkleider trägt, tut dies unabhängig davon, ob er schwul, bisexuell oder heterosexuell ist. Ich biete psychologische Hilfe, Coming-Out-Beratung und Angehörigengespräche bei Cross-Dressing und Transvestitismus an - auch online.
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